Das Kriegsende

 
Michael Ende vor dem Gemälde Edgar Endes "Die Dürstenden"
Michael Ende um 1950

Im letzten Kriegsjahr werden die Vierzehn- bis Fünfzehnjährigen aus der Kinderlandverschickung zur Wehrmacht und manche auch zur Waffen-SS eingezogen und den amerikanischen Panzern entgegengeschickt. Drei Klassenkameraden fallen gleich am ersten Tag ihres Einsatzes. Als Michael Ende seinen Stellungsbefehl bekommt, zerreißt er ihn und schlägt sich zu seiner Mutter nach München durch. Das deutsche Heer ist auf dem Rückzug. An den Bäumen hängen deutsche Soldaten, die zu desertieren versuchten und von den Kettenhunden (der Feldgendarmerie) oder der SS aufgehängt wurden. Michael Ende bekommt Kontakt zur Freiheitsaktion Bayern. In einer gemeinsamen Aktion, bei der Michael Ende als Kurier mitwirkt, kann die Verteidigung Münchens bis auf den letzten Mann verhindert werden, wie die SS sie befohlen hatte.

Die Erlebnisse während des Krieges prägen Michael Endes Auffassung von der Wirklichkeit ganz entscheidend. Er ist von einer Art Defätismus ergriffen, rechnet immer mit dem Schlimmsten. Schwierigkeiten empfindet er als Normalität in einer untergehenden Welt, die für ihn die Wirklichkeit ist, und so überrascht es ihn eher, wenn Katastrophen nicht eintreten.
Die Familie zieht 1945 von Solln wieder um nach Schwabing in die Leopoldstraße 135 a. Hier teilt sich der Vater ein Atelier mit dem Kunstmaler der Münchner Schule Richard Ferdinand Schmitz, einem der wenigen Überlebenden aus dem Kreis um Stefan George, Friedrich Gundolf und Karl Wolfskehl.
Das Gymnasium nimmt seine Lehrtätigkeit 1946 wieder auf. Michael Ende bleibt dort aber nur ein Jahr, denn durch die finanzielle Patenschaft von Bekannten bekommt er die Möglichkeit, während seiner letzten zwei Schuljahre die wiedereröffnete Freie Waldorfschule in Stuttgart zu besuchen. Diese großzügige Geste hat übrigens einen ganz handfesten Hintergrund: Michael Ende hat sich in ein drei Jahre älteres Mädchen verliebt, deren Eltern ihn auf ihre Kosten nach Stuttgart schicken, um die beiden auseinander zu bringen.